BRIENZIPIELL19. NOVEMBER 2018

Italien und Schweiz – eine gute Impro-Kombination

Der Titel «Die Italiener kommen» war bei der Vorstellung des Dramatischen Vereins im Kinotheater wortwörtlich zu nehmen. Am Morgen reisten sie an, am Abend spielten sie auf der Bühne – und sorgten für viele Lacher.
von Urs Häfliger

 

Zehn zu fünf. Was zunächst nach einem Fussballresultat klingen mag, war die Anzahl der Schauspieler auf der Bühne des Kinotheaters in Brienz am Samstagabend. Auf der einen Seite waren die Teilnehmer eines Improvisationskurses von Nicole Ferretti, der Leiterin von Brienzipiell, ihnen gegenüber eine Truppe aus Italien, genauer die Gruppe Improgno aus Reggio Emilia.

 

Der Auftritt ist als Abschluss des Kurses anzusehen: «Das ist gleich etwas Spezielles. Wir spielen mit zehn italienischen Schauspielern zusammen, verstehen uns gegenseitig nicht und kennen uns erst seit einem Tag», sagt Ferretti deshalb. Eine der Schauspielerinnen aus der Gastgruppe sei ihre Schwägerin, weshalb es zur Zusammenarbeit kam. «Ich habe zunächst gedacht, dass etwa drei oder vier kommen. Doch es kamen alle. Dann habe ich gesagt, sie sollen dann schauen, wer auf der Bühne sein wird. Auch da wollten alle sein. Dann schlug ich vor, dass sie die Gruppen aufteilen auf die beiden Teile des Programms. Das ging aber ebenfalls nicht. Sie wollten alle zusammen auf der Bühne sein», so Ferretti weiter.

Mitfiebern erwünscht

Genau darin lag aber die Würze des Improtheaters: Viele verschiedene Charaktere, die zusammen interagieren und die Kreativität so sprudeln liessen. Obwohl man dabei nur wenig planen könne, etwa welche Showeinlagen man präsentieren werde, müsse man auf die Ideen des Gegenübers eingehen: «Man blockiert nicht, sondern nimmt an und improvisiert. So wie man das im Leben auch macht.»

 

Das mache es dann auch für die Zuschauer spannend: «Für das Publikum ist es einzigartig, Improtheater zu sehen, weil man nie weiss, was auf einen zukommt. Die Zuschauer wissen aber, dass die Schauspieler auch nicht wissen, was auf sie zukommt, weshalb das Publikum viel mehr mitfiebert», erläutert Ferretti. 

 
Weitere Improtheater geplant

Bei der Vorstellung klappte dies vorzüglich. Es wurden verschiedene Szenen gespielt, etwa sollten die Schauspieler zeigen, welche Varianten es beim Zähneputzen gebe. Oder ein Liebeslied wurde vorgesungen. Oder auch Aschenputtel in drei verschiedenen Fassungen wurde gezeigt: Zunächst die normale, dann eine Western-Variante, in der Aschenputtel zunächst den Boden mit der eigenen Spucke aufwischt, und dann eine Musical-Variante. Immer wieder war es ein Spass für die Zuschauer, auch dank des Einfallsreichtums der beiden Schauspielgruppen.

 

Ab dem kommenden Jahr wird es jeweils am ersten Dienstag des Monats im Seerestaurant Sternen den sogenannten Impro-Zischtig geben. Dort wird vielleicht die italienische Spontaneität fehlen, trotzdem muss man sicherlich nicht auf Bauchmuskelkater verzichten.